Die Herstellung von Glas
Glas ist ein faszinierender Werkstoff, der seit Jahrtausenden verwendet wird. Physikalisch betrachtet ist Glas eine gefrorene, unterkühlte Flüssigkeit, bei der die Atome wie in einer Flüssigkeit und nicht wie in einem Kristall angeordnet sind. Die Hauptrohstoffe für die Glasherstellung sind Quarzsand (SiO2), Soda (Na2CO3) und Kalkstein (CaCO3). Weitere Zusätze wie Dolomit, Pottasche und Feldspat werden je nach gewünschter Glassorte hinzugefügt.
Zusammensetzung und Rohstoffe
Die Zusammensetzung des Glases variiert je nach Anwendung. Beispielsweise besteht Behälterglas typischerweise aus:
- 71–75 % SiO2
- 12–16 % Soda
- 10–15 % Kalk
- 1–3 % Dolomit
- Ca. 1 % Pottasche
- Weniger als 1 % Metallionen (als Färbemittel)
Herstellungsverfahren
Die Rohstoffe werden gemischt und in speziellen Öfen bei Temperaturen bis zu 1.600 °C geschmolzen. Es gibt verschiedene Verfahren zur Formgebung des Glases:
- Gießen und Walzen: Für die Herstellung von Flachglas und Ornamentgläsern.
- Blasen: Wird für die Herstellung von Hohlglasprodukten wie Flaschen und Gläsern genutzt.
- Pressen: Dabei wird das Glas in Formen gepresst, häufig kombiniert mit Blasen.
- Floaten: Ein Verfahren zur Herstellung von absolut ebenem Flachglas.
- Ziehen: Flüssiges Glas wird zu Röhren, Platten, Fasern oder Stäben gezogen.
Die Rolle von Altglas
Altglas ist ein wesentlicher Bestandteil der Glasherstellung. Durch die Zugabe von Glasscherben zur Schmelze kann der Energiebedarf erheblich gesenkt werden. Der Einsatz von Altglas reduziert die Schmelztemperatur und somit den Energieverbrauch. Pro 10 Gewichtsprozent Altglas wird die Schmelzenergie um etwa 3 % reduziert, was zu einer signifikanten CO2-Einsparung führt. In Deutschland beträgt der Anteil von Altglas bei der Behälterglasproduktion etwa 60 %.
Recycling und Wiederverwertung
Glas kann theoretisch unbegrenzt recycelt werden, ohne seine Qualität zu verlieren. Das systematische Sammeln und Wiederverwerten von Altglas ist seit den 1970er-Jahren etabliert. Die durchschnittliche Recyclingquote für Glasverpackungen in Deutschland liegt bei über 80 %.
Sammlung und Aufbereitung
Altglas wird farblich getrennt gesammelt (Weiß-, Grün- und Braunglas) und anschließend aufbereitet. Der Aufbereitungsprozess umfasst:
- Manuelle Entfernung von Fremdkörpern
- Maschinelle Zerkleinerung und Sortierung
- Magnetische Abscheidung von Metallen
- Optische Sortierung von Keramik, Steinen und Porzellan
Ziel ist es, ein schmelzofenfertiges Altglasgranulat zu erzeugen, das den Qualitätsanforderungen der Glasindustrie entspricht.
Rechtliche Vorgaben und Umweltaspekte
Altglas unterliegt in Deutschland verschiedenen gesetzlichen Regelungen. Das Verpackungsgesetz schreibt vor, dass Glasverpackungen bestimmte Schwermetallgrenzwerte einhalten müssen. Seit 2022 müssen mindestens 90 % der gesammelten Glasverpackungen recycelt werden. Die Glasindustrie arbeitet kontinuierlich daran, die Energieeffizienz zu verbessern und die Emissionen zu reduzieren.
Energieeffizienzmaßnahmen
Typische Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sind:
- Erhöhung des Altglasanteils
- Optimierte Regelungstechnik und Prozessführung
- Verbesserte Schmelztechnologien
- Abwärmenutzung
Durch diese Maßnahmen konnte der Energieverbrauch in der Glasherstellung in den letzten Jahrzehnten erheblich gesenkt werden.
Fazit
Altglas ist nicht nur ein wichtiger Rohstoff, sondern auch ein Schlüssel zur nachhaltigen Glasproduktion. Durch effizientes Recycling und innovative Technologien kann die Glasindustrie ihren ökologischen Fußabdruck weiter reduzieren. Die Trennung und Sammlung von Altglas ist daher nicht nur eine ökologische Pflicht, sondern auch ein Beitrag zur Ressourcenschonung und Energieeinsparung.
Glasrecycling ist ein leuchtendes Beispiel für erfolgreiche Kreislaufwirtschaft.
Leider schließen in Deutschland immer mehr Glashütten aufgrund von Preisdruck, internationaler Konkurrenz und Fachkräftemangel. Es ist an der Zeit, die Basis unserer Rohstoffversorgung zu erhalten und aktiv zu unterstützen.